Literatur trifft Street-Art: der 11. Jahrgang entdeckte in Wetzlar den Werther neu – zwischen Altstadtpflaster und Sprühfarbe.
„Wir haben den Roman in Lollar gelesen. In Wetzlar haben wir ihn gespürt.“
So fasste ein Schüler seinen Eindruck am Ende der Exkursion nach Wetzlar zusammen – einem Ort, wo Literaturgeschichte greifbar wurde.
Im Rahmen des Deutschunterrichts begab sich der elfte Jahrgang unserer Schule am 18.06.2025 auf eine besondere Spurensuche: dorthin, wo Johann Wolfgang von Goethe 1772 lebte, liebte und litt – und die Inspiration für seinen weltberühmten Briefroman Die Leiden des jungen Werthers fand.
Die Exkursion wurde von Heinrich Schmidt organisiert, dem Leiter des Deutsch-Orientierungskurses. Begleitet wurde die Gruppe von Selin Giousouf, die sowohl an der Konzeption der Unterrichtseinheit mitwirkte als auch vor Ort in Wetzlar unterstützend tätig war.
Die Reise war Teil der Unterrichtseinheit „Dialog mit einer literarischen Bewegung: Jugend im Sturm und Drang“. In diesem Themenfeld setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage auseinander, wie junge Menschen im 18. Jahrhundert mit Gefühlen, Freiheitsdrang und gesellschaftlichen Zwängen umgingen – genau die Konflikte, die Goethe im Werther eindrucksvoll literarisch verarbeitet.
In Wetzlar, nur eine kurze Fahrt von Lollar entfernt, konnten die Schülerinnen und Schüler diesen Themen nachgehen. Die interaktive Führung durch das Lottehaus und das Jerusalemhaus brachte ihnen nicht nur den biografischen Hintergrund Goethes näher, sondern auch die realen Menschen, die als Vorbilder für seine Romanfiguren dienten. Besonders beeindruckend: das nahezu im Originalzustand erhaltene Wohnhaus von Charlotte Buff, Goethes große Jugendliebe, sowie das Zimmer, in dem sich Karl Wilhelm Jerusalem das Leben nahm. Dieses Ereignis erschütterte Goethe tief und wurde zum emotionalen Kern seines Romans.
Das gemeinsame Foto vor dem farbenfrohen Werther-Mural von 3Steps zeigte, wie lebendig Goethes Werk bis heute ist. Das 2015 entstandene Graffiti verbindet historische Kulisse und urbane Kunst. Auch so zeigt sich für die Schülerinnen und Schüler: Der Werther lebt – in Büchern, Museen und auf Beton.
Die Führung durch Wetzlars Goethemuseen machte den historischen Kontext lebendig und schlug zugleich eine Brücke zur Gegenwart: Themen wie Selbstfindung, emotionale Überforderung und der Wunsch nach Freiheit berühren Jugendliche heute noch genauso wie zu Zeiten des Sturm und Drang.
„Dass so ein berühmtes literarisches Werk praktisch vor unserer Haustür entstanden ist, fühlt sich total surreal an“, fasste eine Stimme aus der Gruppe zusammen.
Ein Fazit, das zeigt, wie sehr der Ausflug das literarische Verständnis vertiefen und den Unterricht nachhaltig bereichern konnte.
Bildüberschrift wäre folgende:
Vor moderner Kulisse: Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11 vor dem „Werther-Mural“ von 3Steps: ein farbenfroher Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart.