Am 19. November 2025 verwandelte sich die Mediothek der Clemens-Brentano-Europaschule in ein professionelles Radiostudio. Das deutschlandweit ausgestrahlte DLF-Format Agenda sendete live aus Lollar – ein Event, welches sowohl für die Schule als auch für die Macherinnen und Macher des Deutschlandfunks ein besonderes Highlight darstellte. Unter dem Titel „Vom Pausenhof ins Manöver“ widmete sich die Sendung der hochaktuellen politischen Debatte rund um die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland.
Ein Podium, das die Spannbreite der Debatte abbildete
Durch die Sendung führte Moderatorin Bettina Köster, die ihre Gäste souverän durch das ebenso politisch aufgeladene wie gesellschaftlich relevante Thema leitete.
An den Stehtischen diskutierten:
- Matthias Payer, Verantwortlicher für das gesellschaftspolitische Aufgabenfeld an der KGS Lollar. Er berichtete von spürbarer Unruhe unter den Schülerinnen und Schülern angesichts der politischen Planungen – insbesondere bei jenen, die ab dem Jahrgang 2008 von einer möglichen Musterung betroffen wären. Er schilderte, wie das Thema im Unterricht Politik und Wirtschaft aufgegriffen wird und welche Fragen junge Menschen derzeit beschäftigen.
- Desire Becker, Mitglied des Verteidigungsausschusses für DIE LINKE, äußerte deutliche Kritik an den Plänen des Verteidigungsministeriums und betonte, dass eine Wehrpflicht aus ihrer Sicht nicht die richtigen Antworten auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit liefere.
- Frederik Bouffier, Bundestagsabgeordneter der CDU, warb hingegen für mehr Gelassenheit und unterstrich die sicherheitspolitische Notwendigkeit einer Wehrpflicht, insbesondere angesichts der fortdauernden russischen Aggression seit dem Angriff auf die Ukraine.
- Dr. Niklas Schörnig, Friedens- und Konfliktforscher am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (PRIF) in Frankfurt, unterstützte die Idee einer Wiedereinführung sowohl aus verteidigungs- als auch aus gesellschaftspolitischen Gründen. Er verwies u.a. auf den Aspekt der „Demokratisierung der militärischen Landesverteidigung“.
Die Schülerinnen und Schüler als prägende Stimmen der Sendung
Rund 50 Oberstufenschülerinnen und -schüler waren nicht nur Publikum, sondern die eigentlichen Stars des Vormittags. Mit beeindruckender Hartnäckigkeit und Ernsthaftigkeit stellten sie Fragen, äußerten Sorgen und formulierten klare Impulse:
- Wehr- und Geschlechtergerechtigkeit
- Mitbestimmung der jungen Generation
- Zumutbarkeit und Rahmenbedingungen einer möglichen Dienstpflicht
- Haltung und Identifikation junger Menschen mit Migrationsgeschichte zur Bundeswehr
Ihre Beiträge machten deutlich, wie intensiv sich junge Menschen mit der gesellschaftlichen Verantwortung auseinandersetzen, die eine Wehrpflicht mit sich bringen würde. Die Diskutanten nahmen diese Impulse dankbar auf und reagierten teils argumentativ, teils dialogisch – ein Austausch auf Augenhöhe, der die Sendung spürbar belebte.
Live-Radio zum Anfassen
Schon Tage zuvor hatte die Schule gespürt: Hier passiert etwas Besonderes. Seit Dienstag wurde aufgebaut, zwei Übertragungswagen standen auf dem Schulhof, und das Team des Deutschlandfunks war vollständig angereist. Die Schülerinnen und Schüler konnten so hautnah erleben, wie eine Livesendung entsteht – nicht vom Rand aus, sondern mitten im Geschehen und aktiv beteiligt.
Zwei Nachrichtenblöcke unterbrachen die 90-minütige Sendung, doch selbst in diesen Pausen wurde energisch weiterdiskutiert. Langeweile kam nicht auf – die Atmosphäre war konzentriert, dicht und zugleich lebendig.
Ein rundum gelungenes Ereignis
Schulleiter Andrej Keller zeigte sich begeistert: Besonders hob er hervor, wie viel Raum die Jugendlichen erhielten, um ihre Fragen, Gedanken und Befürchtungen zu artikulieren. Genau dies sei ein zentraler Anspruch schulischer Bildung – junge Menschen dort zu beteiligen, wo Entscheidungen sie unmittelbar betreffen.
Auch das Deutschlandfunk-Team sprach im Anschluss von einem Highlight im Rahmen des Formats Agenda. Die Kombination aus politischer Relevanz, junger Perspektive und intensiver Live-Atmosphäre verlieh der Sendung eine außergewöhnliche Dynamik.
Ein Event, das ernst und lebendig zugleich war – und das niemand, der dabei war, so schnell vergessen wird.










