Eine gut gelaunte Erika Schellenberger liest und spricht über „Alles behalten für immer“, ihrer Biographie über Rainer Maria Rilkes Tochter Ruth.
Mit einem unscheinbaren Foto habe alles begonnen, so die Autorin Dr. Erika Schellenberger vor Publikum am 6.10.2023. Es zeigte ein kleines Mädchen zusammen mit ihren Eltern, Rainer Maria Rilke und Clara Westhoff, der eine Dichter, die andere Malerin und Bildhauerin. Die Kleine habe sie angerührt und sie habe sich gefragt, wer dieses Kind wohl gewesen und was aus ihm geworden wäre. Die anfänglichen Fragen führten in eine intensive Beschäftigung mit Ruth Rilkes Person und ihrer Familie. Acht Jahre habe sie an dem Buch gesessen, habe Interviews geführt, habe Literaturwissenschaftliches studiert, Archive durchstöbert und allmählich alles zu Papier gebracht. Auch Fischerhude, dem Künstlerdorf nahe Bremen, habe sie einen Besuch abgestattet. Ihr Buch zeigt Ruth Rilke in ihrem minutiösen Bestreben, den schriftstellerischen Nachlass ihres „Väterchens“ für die Nachwelt zu ordnen, und dies obwohl Ruth doch mit der Literatur an sich nicht viel am Hut hatte, sondern viel lieber mit ihren Händen in der Erde wühlte.
Fazit: Ruth Rilke hat eine unvorstellbare Leistung vollbracht, so wird uns deutlich. Sind es heute Festplatten und USB-Sticks, also moderne Speichermedien, so handelte es sich damals in den 50er Jahren um zigtausende Seiten von Papier. Sie ohne Suchbefehl zu durchkämmen war ein gigantisches Projekt. „Alles behalten für immer“ spiegelt Ruth Rilkes starken Willen für eine Lebensaufgabe, wofür ihr die Literaturwissenschaft heute noch dankbar sein muss.

