Man stelle sie am besten selbst her, sagte Autorin Yuko Kuhn und beschrieb den landestypischen Snack aus Japan – Onigiri, gefüllte Dreiecke aus Reis mit Algenblatt, handgeknetet, mit Liebe gemacht und Liebe darin versteckt. Der Verlag habe sich womöglich von dem aktuellen kulinarischen Trend und der Begeisterung für das fernöstliche Land anstecken lassen. Sie habe vor Erscheinen ihres gleichnamigen Debütromans nicht damit gerechnet, dass ihr Titel vom Lektorat übernommen würde, gestand sie vor zahlreichen Gästen ein. Der Lesesaal in der Mediothek an der CBES war voll besetzt. Das Interesse war groß. Einmal mehr mussten Sitzmöglichkeiten für alle Zuhörerinnen und Zuhörer herbeigeschafft werden. Die Veranstaltung reiht sich in die jahrelange Zusammenarbeit zwischen Staatlichem Schulamt und Mediothek als Erfolgsmodell ein. Annette Sander, Vertreterin des Staatl. Schulamtes für den Landkreis, wies bei der Begrüßung darauf hin, dass es sich nunmehr um die siebente Lesung in dem Veranstaltungsformat handele, dieses Mal auch wieder mit Thomas Zwerina, der mittlerweile als Schriftsteller selbst in einem internationalen Verlagshaus verlegt wird. Er ist es dann auch, der Yuko Kuhn zwischen den Leseblöcken in Gespräche über sie und ihr Buch verwickelt, das Publikum zum Fragen animiert. Beide – Yuko Kuhn und Zwerina – hatten sich im Vorfeld darauf verständigt, Literatur „nahbar“ zu machen. Dies ist ihnen durchweg gelungen. Dem Publikum wurde anlässlich des intensiven Gedankenaustausches deutlich, dass Kuhns Roman keine fernöstlichen Klischees bedienen will, vielmehr die Figuren mit ihrer deutsch-japanischen Herkunft psychologisch ausleuchtet, Zwischenmenschliches aufarbeitet. So zu sehen im Verhältnis der Hauptfigur Aki zu ihrer demenzkranken Mutter Keiko. Die gemeinsame Reise mit der Erkrankten nach Japan bildet dabei den Schlüssel zur Vergangenheit. Der atmosphärische Literaturabend endete mit der Erkenntnis, dass Kuhns „Onigiri“ als universelle Erzählung zu begreifen ist, deren Handlung und Figuren auf andere bikulturelle Familienhintergründe übertragbar erscheint. Sicherlich auch ein Stück der Tatsache geschuldet, dass die Autorin ihr Werk als autofiktionalen Text gestaltet hat, der persönliche Erfahrung mit Fiktion mischt. Das Publikum verabschiedete alle Beteiligten des Abends mit großem Applaus.





