DaZ - Deutsch als Zweitsprache


Zielgruppe


 

Deutsch als Zweitsprache an der CBES-Lollar ist ein schulbegleitender Unterricht und richtet sich grundsätzlich an Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache, die in der Regel keinerlei Deutschkenntnisse besitzen. Sie werden als Seiteneinsteiger ab dem 10. bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres größtenteils während des laufenden Schuljahres, selten zu Beginn des Schuljahres in die Intensivklassen aufgenommen. Ältere Seiteneinsteiger werden in Intensivklassen an Berufsschulen aufgenommen, in so genannte InteA (Integration durch Anschluss und Abschluss) –Maßnahmen.

Zurzeit gibt es in der CBES vier Intensivklassen, bestehend aus altersgemischten, internationalen Gruppen von bis zu 19 Schülerinnen und Schülern. Einige sind bereits in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 teilintegriert, das heißt sie besuchen neben dem Unterricht zum Erlernen der deutschen Sprache auch Fächer wie Mathematik, Englisch oder Kunst und Sport. Unter den Schülerinnen und Schülern befinden sich sowohl asylsuchende minderjährige Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Somalia oder dem Iran als auch zunehmend Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern aus osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten (vor allem Bulgarien, Rumänien, Serbien und Polen) nach Deutschland gekommen sind. Ebenfalls sind derzeit viele ukrainische Schülerinnen und Schüler in den Intensivklassen.

Die Heterogenität der Schülergruppen bezieht sich allerdings nicht allein auf die unterschiedlichen nationalstaatlichen Herkünfte, sondern vor allem auch auf die diversen kulturellen Hintergründe, Lebensbedingungen und Wertvorstellungen. Zudem gibt es im Hinblick auf den Aufenthaltsstatus und die Aufenthaltsdauer sowie das Vorwissen, die schulischen bzw. außerschulischen Lernerfahrungen und den Entwicklungsstand in der Muttersprache erhebliche Unterschiede.

Um die Förderung nach der Intensivklasse fortzusetzen und die Schülerinnen und Schüler auch über diese Zeit hinaus zu fördern und zu unterstützen, sind für ehemalige NDHS-Schülerinnen und Schüler Nachmittagskurse zur weiteren sprachlichen Förderung eingerichtet.

Zielsetzung / Kompetenzen


 

Voraussetzung einer gelingenden Integration ist die Fähigkeit, in den je eigenen lebensweltlichen Bezügen angemessen zu kommunizieren. Daher ist es Ziel des DaZ-Unterrichts, durch intensive Förderung beim Erwerb der deutschen Sprache während der regulären allgemeinen Pflichtschulzeit den Jugendlichen eine schnelle Eingliederung in den Regelschulbetrieb und damit gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.

Neben der bloßen Vermittlung von Sprachkenntnissen liegt besonderes Augenmerk auf der Entwicklung von sozialer und interkultureller Kompetenz. Die CBES schätzt die Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen und Lebenserfahrungen, welche die Seiteneinsteiger mitbringen, als Bereicherung! Die Chance, als Lehrkraft selbst neue Erfahrungen zu machen, trägt dazu bei, die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg angemessen zu begleiten.

Erste Phase: Unterricht in den Intensivklassen


Stundenplan und Zeugnisse

Das schulbezogene Förderkonzept der CBES beinhaltet die möglichst zügige sukzessive Integration der DaZ-Schülerinnen und Schüler in die Regelklassen.

In der ersten Phase besuchen sie in der Regel ausschließlich für ca. 3 - 6 Monate den DaZ-Unterricht. Dabei haben sie täglich 5 - 6 Stunden DaZ-Unterricht, in welchem sie binnendifferenziert unterrichtet werden und damit jeden dort abzuholen, wo es notwendig ist. Als weiterer Bestandteil sind Mathematik aber auch Landeskundeunterricht in das Konzept integriert, damit Wissenslücken, die erfahrungsgemäß insbesondere in diesen Fächern bestehen, kompensiert werden können.

Zudem erhalten die Schülerinnen und Schüler der Intensivklassen zeitgleich zu den Regelschülern zum Schulhalbjahr und zum Schuljahresende ein spezielles Zeugnis, in dem ihr Lernfortschritt in den Bereichen Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben in Bezug auf ihr erreichtes Sprachniveau bewertet wird. Hat bereits Teilintegration in die Regelklassen (s. u.) stattgefunden, können auch die eventuell schon gegebenen Fachnoten vermerkt werden.

Lehrwerke

Zentrales Medium des Spracherwerbs ist ein geeignetes Lehrwerk, mit dem kontinuierlich gearbeitet werden kann. Für Schülerinnen und Schüler mit geringem Lern- bzw. Sprachstand wird zum Einstieg zunächst das sehr einfache und induktiv zu bearbeitendem Arbeitsbuche „Willkommen in Deutschland“ eingesetzt. Für sekundäre wie auch primäre Analphabeten muss zu Beginn allerdings noch ein Alphabetisierungslehrwerk vorgezogen werden.

Das aktuell genutzte Lehrwerk ist das „Wir – Neu“ aus dem Klett-Verlag. Dieses liegt als Lehr- und Arbeitsbuch vor und zeichnet sich durch eine kleinschrittige Arbeitsweise aus, wodurch ein weitgehend selbständiges Arbeiten der Schülerinnen und Schüler ermöglicht wird. Der Unterricht wird je nach Bedarf durch zahlreiche weitere Materialien ergänzt, um eine bestmögliche Förderung aller Schülerinnen und Schüler, ihrem sprachlichen Niveau angemessen, zu gewährleisten.

Methoden und Inhalte

Als sehr hilfreich haben sich im Hinblick auf ein möglichst eigenständiges Lernen die von den DaZ-Lehrkräften erstellten Arbeitspläne erwiesen, welche den einzelnen Kapiteln der Lehrwerke zugeordnet sind. Mit dem verbindlichen Einsatz dieser Pläne – auch im Hausaufgabenbereich - ist sowohl für Lehrende als auch Lernende ein gut strukturierter Lernprozess vorgegeben, der die vielfältigen unterschiedlichen Arbeitsniveaus berücksichtigt und den Arbeitsfortschritt mit den entsprechenden Tests individuell überprüfbar gestaltet.

Mit Hilfe der genannten Lehrwerke werden neben Übungen zur Phonetik anhand bestimmter jugendspezifischer Themen und Sprechsituationen Hör- und Leseverstehen sowie schriftlicher Ausdruck trainiert. Da rein formal vermittelte Grammatik für Kinder und Jugendliche weder motivierend noch einprägsam ist, führen die Lehrwerke grammatische Strukturen in kommunikativen Kontexten ein, so dass Grammatik innerhalb der Lektionen selbstentdeckend gelernt werden kann. Zusätzlich werden je nach Wissensstand und Alter der Schülerinnen und Schüler auch weitere Lehrwerke, Unterrichtsmaterialien, Spiele und Lernangebote in Verbindung mit neuen Medien eingesetzt. Die teilweise effektiv einsetzbaren Online-Angebote der Schulbuchverlage können in den mit PC und Beamer gut ausgestatteten Klassenräumen abgerufen werden.

Um auch schon in der ersten Phase der Integration auf den Regelunterricht vorzubereiten und zudem einer ermüdenden Monotonie individuellen Deutschlernens vorzubeugen, werden die täglichen 5 Stunden DaZ-Unterricht rhythmisiert: Gemeinsamer binnendifferenziert vorbereiteter Unterricht und bewegungsorientierte oder kreativ-spielerisch gestaltete Unterrichtseinheiten sollen den Stundenplan abwechslungsreich gestalten. Seit vergangenem Jahr wurde die Rhythmisierung es Stundenplans um das Fach KuBi – kulturelle Bildung erweitert. Die Schülerinnen und Schüler bekommen in diesem Rahmen die Gelegenheit in den Fächern Darstellendes Spiel, Musik und Kunst kreative Kompetenzen aufzubauen und zu erweitern. Schließlich soll im Fach soziales Lernen das Miteinander gestärkt und gefördert werden.

Von kaum zu überschätzendem Wert sind Situationen, wenn sich die Schülerinnen und Schüler während des individuellen Lernens spontan gegenseitige Hilfe und Unterstützung anbieten, weil sie im Lernprozess schon weiter fortgeschritten sind. Auch dafür muss – wenn es sich ergibt – Raum gegeben werden, da hier das soziale das bloß kognitive Lernen enorm intensiviert.

Zweite Phase: Teilintegration und Übergang in die Regelklassen


Eingliederung in die Jahrgangsstufen und Stundenplan

In der zweiten Phase des Integrationskonzepts werden die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrem Alter und Lernstand in eine Regelklasse teilintegriert. Diese Zuordnung in eine bestimmte Jahrgangsstufe und einen Schulzweig will gut durchdacht, kommuniziert und begründet sein, um nicht demotivierend zu wirken. Denn sie entspricht häufig nicht den Erwartungen, da in der Regel meistens unter der altersgemäß entsprechenden Jahrgangsstufe integriert werden muss, um den durch den notwendigen Zweitspracherwerb entstehenden Zeitverlust zu kompensieren. Ebenso muss auch den Eltern bzw. den Betreuern gut erklärt werden, dass eine eventuelle Einstufung in den Hauptschulzweig sinnvoll sein kann, da hier der Lernerfolg voraussehbar ist und dass im deutschen Bildungssystem nach einem gut erreichten Hauptschulabschluss der weitere Schulweg bis hin zum Abitur immer offen ist. An der CBES gibt es im Hinblick darauf das sehr erfolgreiche Unterrichtsmodell der H10, durch welches neben der Teilnahme an Praktika auch noch der Realschulabschluss erworben werden kann.

Die teilintegrierten Schülerinnen und Schüler beginnen also zunächst parallel zum DaZ-Unterricht mit einem auf ihren Lern- und Sprachstand individuell erstellten Stundenplan am Regelunterricht. Dies geschieht vorwiegend in Englisch, Mathematik, Sport und den musischen Fächern. Dabei sollte sich das Verhältnis von DaZ- und Klassenunterricht so entwickeln, dass nach maximal zwei Jahren, in denen noch keine Fachnoten gegeben werden müssen, die Integration in den Regelunterricht abgeschlossen ist. In besonders begründeten Ausnahmefällen kann diese Frist auf Antrag beim Schulamt verlängert werden. Zudem müssen auch bei vollständig integrierten Schülerinnen und Schülern – soweit sie noch nicht in einer Abschlussklasse sind - weiterhin noch keine Ziffernnoten gegeben werden. Hier darf eine verbale Beurteilung in begründeten Fällen erfolgen.

Sprachsensibler Fachunterricht

In den Regelklassen sollte hierbei ein sprachsensibler Unterricht, der von einer starren inhaltlichen Umsetzung der Lehrpläne abweicht, umgesetzt werden. Dieser Unterricht stellt insbesondere bei den Aufgabenstellungen sprachliche Hilfen bereit. Entsprechendes, gut einsetzbares Lehr- und Lernmaterial steht mit der Reihe „Prima ankommen“ aus dem Cornelsen-Verlag für alle Fächer zur Verfügung. Nicht abrufbares Wissen, sondern das Potential bzw. der Lernfortschritt der DaZ-Schülerinnen und Schüler sollte dabei im Fokus der jeweiligen Fachlehrer stehen. Wegen der heterogenen Lernvoraussetzungen muss das Unterrichtskonzept offen und flexibel sein. Das erfordert eine enge Kooperation zwischen den betroffenen Fach- und DaZ-Lehrern.

Wege zum Schulabschluss

Von Vorteil für eine gelingende Integration an der CBES ist die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Schulzweigen angepasst an die jeweiligen Erfordernisse wechseln zu können. Das ist auch während des laufenden Halbjahres möglich und so können die persönlichen Bedürfnisse und Lerngeschwindigkeiten der Schülerinnen und Schüler optimal berücksichtigt werden.

Ein wichtiges Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Lernenden so zu einem anerkannten Schulabschluss zu führen. Eine besondere Herausforderung stellen dabei die älteren Jugendlichen ohne bzw. mit geringer schulischer Vorbildung aus ihrem Heimatland dar. Sofern für sie kein Abschluss möglich ist, muss ein Übergang in die sogenannten Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BzB) an beruflichen Schulen eingeleitet werden.

Gleichwohl hat in den vergangenen Jahren die weitaus überwiegende Zahl ehemaliger DaZ-Schülerinnen und Schüler einen Abschluss in den jeweiligen Schulzweigen der CBES (Haupt- bzw. Realschule), in Einzelfällen auch bis hin zum Abitur in der Oberstufe erreicht.

Begleitende Maßnahmen

Besondere Bedeutung hat die individuelle Beratung der Eltern bzw. Betreuer der DaZ-Schülerinnen und Schüler. Dies findet sowohl während der Elternsprechtage als auch bei Bedarf außerhalb davon häufig mit Unterstützung eines Dolmetschers statt.

Neben dem regulären DaZ-Unterricht werden zudem verschiedene Arbeitsgemeinschaften und Exkursionen angeboten. So können innerhalb des Ganztagsschulbereichs der CBES am Nachmittag verschiedene Angebote wahrgenommen werden. Hier sind insbesondere die vielfältigen Sport- und Musik-AGs zu nennen, wodurch neben dem besonders effektiven Spracherwerb in Alltagssituationen auch eine Einbindung in die gesamte Schulgemeinschaft gefördert wird.

Ein besonderes Highlight sind die regelmäßig stattfindenden Exkursionen nach landeskundlich und kulturell interessanten Zielen, wie zum Beispiel nach Köln oder Marburg, aber auch in das Weltkulturerbe Mittelrheintal, in den Hessenpark oder Frankfurter Zoo.

 

Impressionen & Einblicke


 

Unterrichtende Kolleginnen und Kollegen


 

Tatjana Yamaner


Fachsprecherin DaZ

Dimitrimka Klug


Dr. Gabriela Marques Schäfer


Dr. Tilmann Kammler


Ekrem Güngör



Farhanas Alemi


Lisa Feldmann


Lucia Kartal


Ruža Radoš



Sultana Barakzai


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